Psychosomatische Klinik
Eine psychosomatische Klinik ist eine spezialisierte Einrichtung zur Behandlung von psychosomatischen und psychischen Störungen. Die Lehre der Psychosomatik geht davon aus, dass die Psyche einen starken Einfluss auf den Verlauf verschiedener (körperlicher) Erkrankungen haben kann oder diese sogar auslöst. Der angewandte Behandlungsansatz berücksichtigt entsprechend insbesondere den Zusammenhang zwischen körperlichen (somatischen) Krankheiten/Symptomen und der Psyche. Einige psychosomatische Kliniken haben sich auf bestimmte Störungsbilder spezialisiert, andere behandeln ein breites Spektrum an psychosomatischen und psychischen Störungen.
Aufnahme
Die Einweisung erfolgt in der Regel über Ihren Haus- oder Facharzt. Häufig wird vor der Aufnahme die Vorlage einer Kostenübernahme durch einen Kostenträger (z. B. gesetzliche oder private Krankenversicherung) gefordert. Gegebenenfalls ist ein gesondertes Begründungsschreiben durch den Arzt oder die Ärztin vorzulegen. Der Behandlungsbeginn sollte mit der Klinik im Vorhinein abgesprochen werden. Es kann zu Wartezeiten kommen. Einzelne Kliniken bieten telefonische oder persönliche Vorgespräche an. Im Gegensatz zur psychiatrischen (Akut-) Klinik werden in Psychosomatischen Kliniken in der Regel keine Notfälle behandelt3.
Behandlung
Bei der Behandlung stehen psychotherapeutische Interventionen sowie die medizinische Behandlung des Leidens im Vordergrund. Diese können je nach Klinik durch weitere Angebote wie beispielsweise Physiotherapie, Ergotherapie oder soziale Beratung ergänzt werden.
Dauer
Die durchschnittliche Behandlungsdauer in einer psychosomatischen Klinik liegt bei ca. fünf Wochen, kann aber abhängig von der Diagnose stark variieren4.
Psychiatrische Klinik
Eine psychiatrische Klinik ist ein spezialisiertes Krankenhaus zur Behandlung von psychischen Störungen.
Aufnahme
Wenn Sie stationär aufgenommen werden wollen, erfolgt dies in der Regel über Ihren Haus- oder einen Facharzt bzw. -ärztin, es können aber auch Einweisungen durch psychologische Psychotherapeuten oder Psychotherapeutinnen erfolgen1. Termine sollten nach Möglichkeit im Vorhinein mit der Klinik abgestimmt werden. In Notfällen und wenn Sie dringend Hilfe benötigen, kann auch eine spontane Vorstellung in der für Ihre Region zuständigen psychiatrischen Klinik (in der psychiatrischen Aufnahme bzw. Notaufnahme des Krankenhauses an das die Psychiatrie angeschlossen ist) erfolgen. Vor Ort entscheidet dann das diensthabende ärztliche Personal nach einem Erstgespräch mit Ihnen über die weiteren Behandlungsschritte.
Behandlung
Die angebotenen Therapieformen unterscheiden sich von Klinik zu Klinik. Die Behandlung basiert aber in aller Regel auf einer Kombination von medikamentöser Therapie (Pharmakotherapie) und Psychotherapie. Eine Ausnahme bilden spezielle Psychotherapiestationen, die allerdings nicht in allen Kliniken eingerichtet sind. Weitere Angebote wie beispielsweise Physiotherapie, Ergotherapie oder soziale Beratung ergänzen die Behandlung.
Dauer
Die durchschnittliche Behandlungsdauer in einer psychiatrischen Klinik liegt bei ca. dreieinhalb Wochen, kann aber abhängig von der Diagnose stark variieren2.
Tageskliniken
Tageskliniken sind teilstationäre Einrichtungen und häufig an vollstationäre Kliniken angeschlossen5. Wenn Sie eine psychiatrische Behandlung wünschen, allerdings so stabil sind, dass Sie die Nächte und Wochenenden zu Hause verbringen können, bietet sich diese Behandlungsform an. So verbindet die Tagesklinik intensive psychiatrische Diagnostik und Therapie mit der Möglichkeit, im gewohnten Lebensumfeld zu verbleiben. Neben psychiatrischen gibt es zunehmend auch psychosomatische Tageskliniken.
Aufnahme
Für eine Anmeldung in der Tagesklinik ist in der Regel eine Einweisung Ihrer hausärztlichen bzw. fachärztlichen Versorgung erforderlich. Die Aufnahme kann aber auch aus einem stationären Aufenthalt heraus erfolgen. In der Regel sollte jedoch zunächst eine Kostenzusage des Kostenträgers (z. B. gesetzliche oder private Krankenversicherung) eingeholt werden. Gegebenenfalls ist ein telefonisches oder persönliches Vorgespräch erforderlich. Je nach Kapazitäten der Einrichtung kann es zu Wartezeiten kommen. Notfälle werden nicht aufgenommen.
Behandlung
Die Behandlung beginnt morgens und ist durch einen klar strukturierten Tagesablauf mit verschiedenen Therapieeinheiten charakterisiert. Patientinnen und Patienten nehmen gemeinsame Mahlzeiten ein und verbleiben bis zum Nachmittag vor Ort. Die Therapieinhalte und Methoden können sich von Einrichtung zu Einrichtung unterscheiden. Im Vordergrund stehen psychotherapeutische Interventionen mit Einzel- und Gruppensitzungen. Häufig wird die Therapie durch Ärztinnen und Ärzte begleitet, sodass auch eine medikamentöse Therapie möglich ist. Die Abende und Wochenenden verbringen Sie im gewohnten Umfeld, in dem die Belastbarkeit im Alltag und in der Freizeit erprobt werden soll6.
Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie
Die Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie ist eine Psychotherapieform die speziell für Kinder und Heranwachsende mit psychischen oder psychosomatischen Störungen entwickelt wurde. Erwachsene werden nicht behandelt. Die ambulanten und stationären Angebote der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie gleichen denen aus dem Erwachsenenbereich. So gibt es Kliniken für Kinder und Jugendliche mit angeschlossenen Ambulanzen, aber auch Beratungsangebote und niedergelassene Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten. Die Therapie basiert auf den drei anerkannten Therapierichtungen Psychoanalyse, tiefenpsychologische Verfahren und Verhaltenstherapie, ist aber speziell auf die Bedürfnisse und (kognitiven) Möglichkeiten der Kinder angepasst. Weitere Informationen finden Sie unter: http://www.bkj-ev.de
Psychotherapeut/-in
Der Großteil der ambulanten Versorgung von Erwachsenen mit psychischen Störungen erfolgt durch psychologische oder ärztliche Psychotherapeuten und -therapeutinnen im Rahmen der vertragsärztlichen Versorgung7. Psychologische Psychotherapeuten und -therapeutinnen haben nach ihrem erfolgreichen Psychologiestudium eine mehrjährige Ausbildung zum Psychotherapeuten/zur Psychotherapeutin absolviert. Sie dürfen keine Psychopharmaka verschreiben, können aber bei Bedarf an zur Verschreibung berechtigte Institutionen und Personen weitervermitteln. In einem oder mehreren Vorgesprächen (Psychotherapeutische Sprechstunde/Probatorik) klärt der Psychotherapeut/die Psychotherapeutin mit Ihnen, ob eine ambulante Versorgung zielführend und welche Therapiemethode für Sie die richtige ist.
Kostenerstattung
Aktuell sind in Deutschland die Psychoanalyse, tiefenpsychologisch fundierte Therapie sowie die Verhaltenstherapie als sogenannte Richtlinienverfahren zur Abrechnung zugelassen, wodurch die in diesen Verfahren entstehenden Behandlungskosten in der Regel von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden. Wenn Sie eine Behandlung bei einem Therapeuten oder einer Therapeutin, die über keinen Kassensitz verfügen, anstreben, sollten Sie zunächst die Kostenübernahme mit dem zuständigen Kostenträger abklären. Dies ist unter Umständen im Rahmen eines Kostenerstattungsverfahrens möglich. Sollten Sie bei einer privaten Krankenkasse versichert sein, ist die Übernahme der Kosten von den mit der Krankenkasse vertraglich vereinbarten Leistungen abhängig.
Dauer
Je nach therapeutischer Ausrichtung und Schwere der psychischen Störung erfolgen ein bis drei Sitzungen pro Woche. Die Gesamtdauer der Therapie kann zwischen wenigen Wochen bis zu mehreren Jahren schwanken. Insbesondere in Gebieten mit hohem Bedarf für Psychotherapie müssen Sie mit teils mehrmonatigen Wartezeiten auf einen Therapieplatz rechnen8. Neuerdings besteht die Möglichkeit einer sogenannten Akutbehandlung, die nicht extra bei der Krankenkasse beantragt werden muss, jedoch maximal 12 Sitzungen à 50 Minuten beinhaltet.
Unterschiedliche Verfahren
Für die drei anerkannten Therapieverfahren konnte in wissenschaftlichen Studien ihre Wirksamkeit bei verschiedenen psychischen Störungen nachgewiesen werden. Dennoch ist es möglich, dass Sie abhängig von Ihrer Erkrankung, Ihren Wünschen und individuellen Bedürfnissen, unterschiedlich gut von den einzelnen Therapierichtungen profitieren können. Entsprechend ist es ratsam, sich vor Aufnahme einer Therapie über die jeweiligen Personen und deren psychotherapeutische Schwerpunkte zu informieren oder sich diesbezüglich beraten zu lassen.
Psychiater/-in
Fachärzte und Fachärztinnen für Psychiatrie und Psychotherapie haben zunächst Medizin studiert und eine mehrjährige Weiterbildung im Bereich Psychiatrie absolviert.
Behandlung
Die Grundlage einer psychiatrischen Untersuchung ist das Gespräch mit den Patienten und Patientinnen. Häufig wird die psychiatrische Behandlung noch mit einer Pharmakotherapie und/oder einer Kurz- oder Langzeitpsychotherapie kombiniert. Dabei kann es sich um eine vorübergehende medikamentöse Unterstützung handeln oder um eine längere Dauerbehandlung zur Verhinderung weiterer Erkrankungsepisoden9. Zu Behandlungsbeginn findet eine umfassende Diagnostik durch den Psychiater statt, u.a. um ausschließen zu können, dass die beobachtbaren Symptome durch eine körperliche Erkrankung (z.B. Schilddrüsenunterfunktion) verursacht werden. Die einzelnen Sitzungen sind dabei im Vergleich zur Psychotherapie in der Regel kürzer und seltener10.
Dauer
Je nach Ausrichtung und Therapieansatz des Psychiaters oder der Psychiaterin können wöchentliche Sitzungen, zum Teil aber auch nur eine Sitzung pro Quartal erfolgen.
Psychiatrische Institutsambulanzen (PIA)
Die psychiatrischen Institutsambulanzen stellen neben den niedergelassenen Psychotherapeuten/-therapeutinnen und Psychiatern/Psychiaterinnen eine weitere wichtige Säule der ambulanten Behandlung von Menschen mit psychischen Störungen dar. Eine psychiatrische Institutsambulanz finden Sie in der Regel an größeren Institutionen wie psychiatrischen Kliniken oder Universitätskliniken. Ziel der Behandlung in einer PIA ist es eine stationäre Aufnahme zu vermeiden oder einen möglicherweise notwendigen stationären Aufenthalt effektiv zu verkürzen11.
Aufnahme
Abhängig von der Einrichtung und deren Auslastung kann es vor der Aufnahme in einer psychiatrischen Institutsambulanz zu Wartezeiten kommen. Das Angebot richtet sich dabei am ehesten an schwer psychisch erkrankte Menschen, die schon mehrere stationäre Aufenthalte oder Behandlungsabbrüche hinter sich haben . Die Kosten werden nach der Erstellung eines Antrags auf Kostenübernahme durch die behandelnden Therapeuten und Therapeutinnen in der Regel von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Bei privaten Krankenkassen ist die Kostenübernahme abhängig von den vereinbarten Leistungen.
Behandlung
Schwerpunkt der Behandlung sind psychotherapeutische Gespräche und Maßnahmen12. Im Bedarfsfall werden auch medikamentöse Therapien (Psychopharmaka) durchgeführt. Einzelne Ambulanzen bieten auch Spezialsprechstunden (z.B. Traumaambulanz) an. Zusätzlich übernehmen die Einrichtungen oftmals Aufgaben wie Krisenintervention oder Beratung von Betroffenen. Die Behandlung erfolgt ambulant und mit einem Rhythmus von ca. ein bis zwei Terminen pro Monat. Die Anzahl von Sitzungen kann aber individuell stark variieren.
Traumaambulanz
Traumaambulanzen oder Traumasprechstunden sind in der Regel an Kliniken angegliedert und bieten ein spezialisiertes Behandlungsangebot an. Sollten Sie nach einem belastenden Ereignis, wie einem schweren Unfall, Gewalttaten oder Naturkatastrophen, traumatisiert sein, kann eine spezialisierte Behandlung der daraus resultierenden psychischen Probleme von Vorteil sein.
Aufnahme
Häufig ist eine (telefonische) Voranmeldung erforderlich. Abhängig vom Angebot und der Auslastung der Traumaambulanz kann es zu Wartezeiten kommen. Die Kosten werden nach der Erstellung eines Antrags auf Kostenübernahme durch den behandelnden Therapeuten oder die behandelnde Therapeutin in der Regel von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Bei privaten Krankenkassen ist die Kostenübernahme abhängig von den vereinbarten Leistungen.
Behandlung
Die Therapie ist hauptsächlich auf Traumafolgestörungen ausgerichtet und vorwiegend psychotherapeutisch. Abhängig vom Angebot der Institution werden spezifische Behandlungsverfahren, wie zum Beispiel EMDR, angeboten.
Psychotherapeutische Ausbildungsambulanzen
Psychotherapeutische Ausbildungsambulanzen stellen einen Sonderfall der Ambulanzen dar. Sie sind an psychotherapeutische Ausbildungsinstitute angeschlossen, an denen Psychologinnen und Psychologen nach Abschluss ihres Studiums eine Weiterbildung zur psychologischen Psychotherapeutin bzw. zum psychologischen Psychotherapeuten absolvieren. Nach mindestens eineinhalb Jahren praktischer Tätigkeit in der Klinik folgt für die Ausbildungskandidaten eine Zwischenprüfung, nach der sie ambulant Betroffene behandeln. Diese Behandlung erfolgt an den psychotherapeutischen Ausbildungsambulanzen und ist, je nach Schwerpunkt des Ausbildungsinstituts, an einer der drei zugelassenen Therapieverfahren (Psychoanalyse, Tiefenpsychologie, Verhaltenstherapie) ausgerichtet.
Aufnahme
Sollten Sie eine Behandlung an einer Ausbildungsambulanz in Erwägung ziehen, ist zunächst eine Voranmeldung erforderlich. In der Regel folgt dann ein telefonisches oder persönliches Informationsgespräch, um die Frage zu klären, ob eine ambulante Psychotherapie möglich und für Sie sinnvoll ist. Notfälle können in der Regel nicht aufgenommen werden.
Behandlung und Dauer
Die Behandlung erfolgt ambulant und ist in Art und Umfang vergleichbar mit einer Therapie bei einem niedergelassenen Psychotherapeutin oder Psychotherapeuten. Im Unterschied zu den niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen haben die an einer Ausbildungsambulanz arbeitenden Therapeutinnen und Therapeuten zum Großteil ihre Therapeutenausbildung noch nicht abgeschlossen, werden aber durch erfahrenes Fachpersonal bei ihrer Arbeit unterstützt. Der zentrale Vorteil der Ausbildungsambulanz liegt darin, dass die Wartezeit auf einen Therapieplatz deutlich kürzer sein kann als bei einem niedergelassenen Psychotherapeuten.
Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie
Die Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie ist eine Psychotherapieform die speziell für Kinder und Heranwachsende mit psychischen oder psychosomatischen Störungen entwickelt wurde. Erwachsene werden nicht behandelt. Die ambulanten und stationären Angebote der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie gleichen denen aus dem Erwachsenenbereich. So gibt es Kliniken für Kinder und Jugendliche mit angeschlossenen Ambulanzen, aber auch Beratungsangebote und niedergelassene Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten. Die Therapie basiert auf den drei anerkannten Therapierichtungen Psychoanalyse, tiefenpsychologische Verfahren und Verhaltenstherapie, ist aber speziell auf die Bedürfnisse und (kognitiven) Möglichkeiten der Kinder angepasst. Weitere Informationen finden Sie unter: http://www.bkj-ev.de
Psychosoziale Beratungsangebote
Psychosoziale Beratung (auch Coaching oder Counselling) wird von einer Vielzahl unterschiedlicher Träger angeboten und durchgeführt. Die Anwendungsfelder und verwendeten Methoden sind dabei vielfältig, sodass eine einheitliche Beschreibung der psychosozialen Beratung nur schwer möglich ist.
Methode
Ziel ist es immer, Sie durch die Vermittlung von Informationen und konkreten Hilfsangeboten in psychischen, sozialen und lebenspraktischen Bereichen professionell zu unterstützen. Die Beratung kann am Telefon oder in einem persönlichen Beratungsgespräch erfolgen. Eine Beratung ist keine therapeutische Intervention, weshalb eine psychotherapeutische oder medizinische Ausbildung der beratenden Person nicht zwingend vorgeschrieben ist. Sollten Ihre Probleme eine psychotherapeutische Behandlung erfordern, verfügen viele der Beratungsstellen über Kontakte und Kooperationen und können Sie an geeignete Stellen weitervermitteln.
Dauer
Abhängig von Ihrem Anliegen und dem Angebot der Beratungsstelle kann die Dauer von einem einmaligen Gespräch (ggf. mit Weitervermittlung) bis zu mehreren Sitzungen variieren. Teilweise müssen Sie sich für eine Beratung zunächst anmelden, teilweise können Sie einfach die offene Sprechstunde der einzelnen Beratungsangebote nutzen. Je nach Konzept und Auslastung der Einrichtung kann es zu Wartezeiten kommen.
Kosten
Die Kostenübernahme erfolgt in der Regel über den Träger der Beratungsstelle, der sich beispielsweise durch Spenden oder öffentliche Gelder finanziert. Größere Bertriebe und Unternehmen verfügen häufig über innerbetriebliche Beratungsangebote, die von den Beschäftigten kostenfrei und vertraulich in Anspruch genommen werden können. Insbesondere hochspezialisierte Beratungsangebote bei freien Trägern oder Vereinen sind teilweise aber auch kostenpflichtig. Hier ist es wichtig, sich vorab über möglicherweise entstehende Kosten aufklären zu lassen.
Beratung am Arbeitsplatz
Beratung am Arbeitsplatz
Abhängig von der Anzahl der Mitarbeitenden existieren in vielen Betrieben und Einrichtungen innerbetriebliche Beratungsangebote. Diese werden in der Regel durch Betriebsärztinnen und Betriebsärzte, Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter oder Psychologinnen und Psychologen sowie durch speziell dafür ausgebildete Mitarbeitende angeboten. Erkundigen Sie sich bei Ihrem Unternehmen ob und wenn ja welche Angebote verfügbar sind.
Methode
Ziel ist, wie auch bei anderen psychosozialen Beratungsangeboten, Sie durch die Vermittlung von Informationen und konkreten Hilfsangeboten in psychischen, sozialen und lebenspraktischen Bereichen professionell zu unterstützen. Schwerpunkte der Beratung am Arbeitsplatz sind häufig die Themen Stress, Mobbing und Konflikte oder Suchtfragen. Die Beratung ist in aller Regel aber nicht auf spezifische Themen eingegrenzt und kann auch nach einem belastenden Ereignis, wie zum Beispiel einem Verkehrsunfall, in Anspruch genommen werden. Sollten Ihre Probleme eine psychotherapeutische Behandlung erfordern, verfügen viele der Beraterinnen und Berater über Kontakte und können Sie an geeignete Stellen weitervermitteln. Bei Notfällen vor Ort, beispielsweise einem schweren Arbeitsunfall, wird teilweise auch eine betriebliche psychologische Erstbetreuung durch speziell geschulte Laienhelferinnen und -helfer angeboten. Diese sollen die Betroffenen in der Akutphase unterstützen und begleiten. Psychologische Erstbetreuer und -betreuerinnen sind am ehesten mit medizinischen Ersthelfenden vergleichbar.
Dauer
Die Dauer der Hilfe ist abhängig von Ihrem Anliegen und dem Beratungsangebot. Wird die Beratung durch externe Kräfte durchgeführt, so erfolgt diese in der Regel zu festgelegten Terminen oder nach Vereinbarung. Bei innerbetrieblichen Beratungsstellen ist hingegen häufig eine kurzfristigere Beratung möglich.
Kosten
Die Kosten werden in der Regel von der Arbeitgeberin bzw. dem Arbeitgeber übernommen.
Selbsthilfegruppen
Selbsthilfegruppen sind meist lose Zusammenschlüsse von Menschen, die sich in regelmäßigen Abständen bei informellen Treffen zu Problemstellungen aus ihrer eigenen oder der Lebensrealität ihrer Angehörigen austauschen. Es besteht eine Vielzahl von Selbsthilfegruppen zu verschiedenen (psychologischen) Themen.
Methode
Die angewandten Methoden und die Umsetzung der Termine unterscheiden sich von Gruppe zu Gruppe. Charakteristisch für eine Selbsthilfegruppe in ihrer ursprünglichen Form ist, dass sie ausschließlich aus Betroffenen besteht und nicht durch Experten und Expertinnen geleitet wird. Es gibt aber mittlerweile auch Gruppen, die von professionellen Fachleuten, zum Beispiel aus der Medizin, der Psychotherapie oder der Sozialarbeit, geleitet werden.
In einer Selbsthilfegruppe sollen Sie die Gelegenheit haben, sich mit anderen Betroffenen über ihre Probleme auszutauschen und gemeinsam Lösungen für bestehende Probleme zu entwickeln. Selbsthilfegruppen sollen Sie bei der Bewältigung Ihrer Probleme unterstützen, können eine professionelle Therapie aber nicht ersetzen.
Teilnahme
Für eine Teilnahme ist häufig keinerlei Anmeldung erforderlich. Gehen Sie einfach zum nächsten Treffen der Gruppe und informiert Sie sich vor Ort. Weitere Informationen erhält man bei übergeordneten Verbänden und Initiativen im Internet.
Dauer und Kosten
Die Dauer der Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe ist nicht begrenzt. Die Teilnahme für nicht angeleitete Gruppen ist häufig kostenlos. Gegebenenfalls entstehende Kosten werden von einigen Krankenversicherungen bezuschusst. Dies sollte jedoch im Einzelfall vorab abgeklärt werden.
Opferschutz der Polizei
Opferschutz und Opferhilfe sind feste Bestandteile der polizeilichen Arbeit. Dazu zählt unter anderem die Betreuung der Opfer in der akuten Ausnahmesituation, die Weitervermittlung an adäquate Hilfseinrichtungen und die Aufklärung über die Opferrechte. Dies gilt für Opfer von Verbrechen wie von (Verkehrs-)Unfällen. Nähere Informationen zum polizeilichen Opferschutz erhalten Sie über die Kreispolizeibehörde, auf der Internetseite der jeweiligen Landespolizei oder der speziell zu diesem Zweck eingerichteten Seite www.polizei-beratung.de/opferinformationen.
Methode
Neben Gesprächen mit Beamtinnen und Beamten vor Ort oder speziell ausgebildeten Opferschutzbeauftragten in den einzelnen Dienststellen werden Informationen in Form von Flyern oder im Internet vorgehalten. Da die polizeiliche Arbeit auf Länderebene organisiert ist, kann die Ausgestaltung der Angebote von Bundesland zu Bundesland variieren. In der Regel bestehen regionale Kooperationen mit Vereinen und Einrichtungen der Opferhilfe, an die im Bedarfsfall weitervermittelt werden kann.
Kosten
Das Angebot ist kostenlos.
Notfallseelsorge (NFS), Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) und Kriseninterventionsteams (KIT)
Bei belastenden Notfällen (z.B. Überbringung von Todesnachrichten, Großschadensereignisse, Gewaltverbrechen) kommen häufig Notfallseelsorger zum Einsatz. Sie begleiten Opfer, Angehörige, Zeugen, Hinterbliebene und Verursacher in den ersten Stunden nach dem Ereignis. Ziel ist es, bei akuten Trauer- und Belastungsreaktionen zu stabilisieren und zu unterstützen. Zudem werden in der Regel Informationen zu weiterführenden Hilfsangeboten vorgehalten.
Methode
Die Notfallseelsorge erfolgt in der Regel durch einen kirchlichen Träger und wird im Bedarfsfall von den Leitstellen (Feuerwehr, Rettungsdienst, Polizei) hinzugezogen. Eine Kontaktaufnahme durch Einzelpersonen ist in der Regel nicht möglich. Es handelt sich häufig um ehrenamtliche oder angestellte Mitarbeitende der örtlichen Gemeinde, teilweise auch von ansässigen Hilfsorganisationen. Die Seelsorgerinnen und Seelsorger sind eigens für ihre Aufgabe ausgebildet und arbeiten nach festgelegten Standards der Krisenintervention.
Notfallseelsorge können Sie unabhängig von Ihrem Glauben, Ihrer Herkunft oder Ihrer Weltanschauung in Anspruch nehmen. Das Hilfsangebot reicht jedoch üblicherweise nicht über die akute (Notfall-) Situation hinaus. Hier wird in aller Regel an andere lokale Hilfsangebote weitervermittelt. Äquivalent zur kirchlich organsierten Notfallseelsorge wurde durch weltliche Träger das Konzept der Kriseninterventionsteams (KIT) und der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) eingeführt.
Kosten
Das Angebot ist kostenlos.
Telefonseelsorge
Die Telefonseelsorge ist ein deutschlandweites und kostenloses Angebot für Menschen in Krisensituationen. Sie erreichen die Telefonseelsorge unter den bundeseinheitlichen gebührenfreien Rufnummern 0800 1110111 (evangelisch) und 0800 1110222 (katholisch) sowie 116123 24 Stunden und sieben Tage die Woche. Dabei orientiert die Telefonseelsorge sich an den sechs Grundsätzen, Anonymität, Verschwiegenheit, Erreichbarkeit, Kompetenz, Offenheit und Gebührenfreiheit.
Methode
Unabhängig von Ihren Problemen können Sie sich jederzeit an die Telefonseelsorge wenden. Die häufig ehrenamtlichen Mitarbeiter sind speziell ausgebildet und versuchen Sie im Rahmen des telefonischen Kontaktes zu begleiten und zu entlasten. Bei Bedarf erfolgt eine Weitervermittlung an eine wohnortnahe Beratungsstelle.
In den letzten Jahren wurde das telefonische Angebot der Telefonseelsorge um ein Chatangebot und vor Ort-Beratungsstellen ergänzt. Nähere Informationen finden sich unter http://www.telefonseelsorge.de/.
Kosten
Das Angebot ist kostenlos.
Sozialpsychiatrischer Dienst
Der Sozialpsychiatrische Dienst ist eine Einrichtung des Gesundheitsdienstes in Deutschland. Er ist auf Länderebene organisiert und basiert in der Regel auf dem ländereigenen „Psychisch-Kranken-Gesetz“, in welchem die Aufgaben und Ziele der jeweiligen Einrichtung festgeschrieben sind. Häufig gehören die Sozialpsychiatrischen Dienste den kommunalen Gesundheitsämtern an, teilweise werden sie aber auch durch freie Träger realisiert.
Methode
Abhängig vom jeweiligen Psychisch-Kranken-Gesetz variieren auch die Aufgaben der einzelnen Sozialpsychiatrischen Dienste. Zentraler Auftrag ist jedoch die Beratung und Versorgung psychisch erkrankter Menschen und deren Angehöriger. In einigen Bundesländern zählen auch Beratungsangebote für Menschen, die lediglich Anzeichen einer psychischen Erkrankung aufweisen, zu den Aufgaben der Sozialpsychiatrischen Dienste. Dabei sollen insbesondere niederschwellige Beratungs- und Betreuungsangebote zeitnah durch die Dienste realisiert werden13. Die Ausgestaltung des Angebotes hängt dabei auch immer von der personellen Besetzung vor Ort ab.
Ob Ihnen mit Ihrem Anliegen beim ansässigen Dienst geholfen werden kann, klären Sie am besten vorab in einem Telefonat. Viele Dienste bieten auch die Möglichkeit an, im Rahmen einer offenen Sprechstunde ein persönliches Erstgespräch wahrzunehmen. Diese werden in der Regel von Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern, Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen oder von Psychologinnen und Psychologen durchgeführt. Besteht über die Beratung hinaus weiter Bedarf nach psychischer Unterstützung, so verfügen die Dienste häufig über ein regionales Netzwerk weiterer Hilfsangebote an das Sie weitervermittelt werden können.
Kosten
Das Angebot ist kostenlos.